Wiedersehen in San Remo by Joleen Carter

Wiedersehen in San Remo by Joleen Carter

Autor:Joleen Carter [Carter, Joleen]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2014-11-03T16:00:00+00:00


Kapitel 9

Ich stelle das Telefon auf stumm und beseitige alle Spuren des Wochenendes, bevor ich ins Bett gehe und erstaunlich schnell einschlafe. Erst am Morgen erreicht mich Maurice’ Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass er gut angekommen ist. Ich rufe nicht zurück, verlasse das Haus früh und fahre ins Büro. Dankbar für den überfüllten Schreibtisch, stürze ich mich in die Arbeit. Erst am Nachmittag bemerke ich überhaupt, dass ich noch nichts gegessen habe. Ich gehe in die Kantine, nehme mir einen Salat und ein Brötchen dazu. Die Cola lasse ich stehen, da sie mich an Maurice erinnert. Lieber greife ich zur Zitronenlimonade. Ich esse, während ich weiterarbeite, auch wenn ich eigentlich keinen Hunger habe.

Am Abend zwinge ich mich, Maurice zurückzurufen. Freundlich und gefasst unterhalte ich mich ein paar Minuten mit ihm. Sage dann, dass ich Schluss machen müsse, weil ich noch zu arbeiten hätte. Er klingt enttäuscht, zeigt aber Verständnis. Sicher fällt es ihm schwer, in der sachlichen Frau am Telefon die Geliebte vom Wochenende wiederzuerkennen. Es tut mir so leid, aber ich kann nicht anders. Ich wünschte, ich hätte diese Reise nie angetreten. Diese Reise, die mich an Frankreich erinnert und daran, dass ich einmal lieben konnte.

Viele Wochen lang lasse ich mein Leben wieder in seinen geordneten Bahnen dahinplätschern. Es ist eintönig und erfüllt mich nicht. Aber es gibt mir Sicherheit, um in dieser diffusen Unzufriedenheit, die mir schon so lang vertraut ist, zu verharren. Etwa einmal pro Woche telefoniere ich mit Maurice. Eine Seite in mir freut sich auf die Gespräche mit ihm, einer anderen ist es eine Qual, sich ständig aufgeregt nach etwas zu sehnen.

Der einzige Ort, an dem es mir gelingt, meine Sehnsucht nach Liebe und dem damit verbundenen Schmerz auszuleben, sind die Romane, die ich schreibe. Sie sind ein so gutes Ventil, dass ich doch den Mut finde, dem wochenlangen Drängen von Maurice nachzugeben und einen Flug nach Saarbrücken zu buchen, um ihn wiederzusehen. Ich habe seinen Wohnort in schlechter Erinnerung. Das macht alles nur noch schwerer.

Wieder einmal flattert mein Magen vor Angst und Aufregung, als die Maschine landet. Warum zum Teufel muss ich immer erst so viele schlechte Gefühle ertragen, bis ich dann für wenige Tage die schönen genießen darf?, frage ich mich zum wiederholten Mal. Als ich Maurice jedoch erblicke, bin ich mir sofort sicher, dass es sich gelohnt hat, das Gefühlschaos in mir wieder zuzulassen. Er lächelt mich so glücklich an, dass ich nicht anders kann, als ihm wie ein junger Teenager in die Arme zu fliegen. Stets betone ich, wie unabhängig ich bin und dass ich das Leben bestens auch allein meistere. Und das ist nicht gelogen. Dennoch tut es so unendlich gut, in seinen Armen zu liegen. Ich fühle mich geborgen, gehalten und endlich nicht mehr allein. Auf einmal schäme ich mich, mich so distanziert verhalten zu haben. Und ich fühle unendliche Dankbarkeit dafür, dass Maurice sich von meinem Verhalten nicht hat beirren lassen. Meine Zerrissenheit wird mich noch in den Wahnsinn treiben, denke ich und schmiege mich an seine Brust.

Selbst



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